Die Presse beherrschenden Schlagzeilen über Social
Media, Facebook, Twitter, Xing und Co. bestätigen eindrucksvoll, dass ein Wandel
des Medienzeitalters nicht erst begonnen hat, sondern bereits in vollem Gange
ist und verschiedene Lebensbereiche vollständig umstrukturiert hat. Das gilt
insbesondere auch für die Stellen suchenden Privatleute und Bewerber suchenden
Unternehmen.
Hier hat sich vieles getan. Gab es früher je nach
konjunktureller Lage einen großen Stellenangebotsteil in überregionalen und
regionalen Tageszeitungen, überwiegend in der Wochenendausgabe, verzeichnet die
Branche heute stark rückläufige Buchungseingänge von suchenden Unternehmen.
Dies trifft besonders die überregionale Tagespresse, ihre regionalen Kollegen
stehen etwas besser da.
Die Ursache ist schnell erläutert: Die Schaltung von
Anzeigen auf Online-Stellenbörsen ist ungleich günstiger und erreicht eine
wesentlich höhere Kontaktzahl. Ob der „Klick“ von einem überregional suchenden
Onlinebenutzer allerdings enger an der adressierten Zielgruppe liegt, sei erst
einmal außer Acht gelassen.
Online-Botschafter großer Unternehmen, wie z.B. der
Otto-Gruppe, verblüffen auf einschlägigen Tagungen eher konservativ handelnde Personaler
damit, dass schon seit Jahren keine Stellenanzeigen mehr als Printanzeigen
verbreitet wurden. Otto wählt stattdessen die Form der Online-Anzeige in
einschlägigen Online-Stellenbörsen wie Monster oder Stepstone. Aber dabei
belässt es Otto keinesfalls. Ganze Heerscharen von Mitarbeitern testen jedes
erdenkliche Onlinemedium auf seine Eignung (Facebook, twitter, youtube, …), um die
frohe Kunde des Unternehmens und seiner zufriedenen Mitarbeiter zu verbreiten
in der Hoffnung, Nachwuchskräfte und künftige Leistungsträger für eine
Beschäftigung bei Otto zu begeistern.
Und das belegen aktuelle Zahlen eindrucksvoll. Monster,
Stepstone und Co. sorgten für eine Vervielfachung von Stellenanzeigen gegenüber
den klassischen Printmedien. Bewerber können aus tausenden und abertausenden
Jobs einer Plattform aussuchen, ohne Geld auszugeben. Der Gang zum Kiosk ist zumeist aus Gründen der Jobsuche für viele überflüssig geworden.
Kritisch darf betrachtet werden, ob auch alle gesuchten
Zielgruppen mit dieser oder jener Online-Form der Stellenwerbung erreicht
werden.
Eine Ausnahme bieten die regionalen Tageszeitungen mit ihrem
Stellenteil, das überwiegend Arbeitssuchende der unmittelbaren Region
ansprechen. Diese Anzeigen wirken gezielt auf die gesuchte Kandidatengruppe vor
Ort.
Auch ist es schwer vorstellbar, dass Führungskräfte sich von Firmenpräsenzen auf Facebook oder zwitschernden Berufsanfängern, selbst wenn sie erreicht würden, angemessen angesprochen fühlen.
Auch ist es schwer vorstellbar, dass Führungskräfte sich von Firmenpräsenzen auf Facebook oder zwitschernden Berufsanfängern, selbst wenn sie erreicht würden, angemessen angesprochen fühlen.
Fach- und Führungskräfte verfolgen eine andere
„Online-Strategie“. Sie haben für sich das Web 2.0 als Egowerbeplattform
entdeckt und den Spieß umgedreht. Ihr Ansatz: An verschiedenen Stellen im Netz
wird mehr oder weniger detailliert das persönliche CV veröffentlicht und
ergänzt um Visionen und Aufforderungen zur Kontaktaufnahme.
Auf dieses Klientel spezialisierte Anbieter haben Tools
entwickelt, sie eine Selfpromotion einzelner Personen ermöglichen. Ganz vorne
in Deutschland liegt Xing mit seinem Online-Angebot. Viel größere, aber in
Deutschland noch nicht so verbreitete internationale Netzwerke professioneller
Berufstreibender wie LinkedIn, Plaxo und Viadeo sind bereits am Markt aktiv,
ständig auf der Lauer, um Xing seinen Platz als führende Business-Plattform im
wichtigsten Markt Europas abzujagen.
Auch die „klassischen“ Online-Stellenbörsen haben reagiert.
Monster, Stepstone, Stellenmarkt und Experteer bieten kostenlos für
Privatpersonen an, den Lebenslauf zu hinterlegen und um Vorstellungen für eine
Anschlussbeschäftigung, vielfach mit Angabe eines Gehaltswunsches, aufzunehmen.
Ein Zugriff auf diese „Lebenslaufdatenbanken“ wird wiederum
Unternehmen kostenpflichtig angeboten, um ganz gezielt die für sie besonders
geeigneten Kandidaten herauszufiltern und zur Abgabe Ihrer Bewerbung zu bitten.
Das klingt auf den ersten Blick ideal, doch der Teufel
steckt hier im Detail. Welches Unternehmen will schon seine Mitarbeiter
auffordern, zu Kandidaten für offene Stellen diese an Ihrem Arbeitsplatz direkt
vom Wettbewerber abzuwerben? Abgesehen von rechtlichen Konsequenzen, die im
Einzelfall eine Direktansprache von Unternehmen zu Unternehmen unterbinden,
wird es im Allgemeinen als schlechter Stil verstanden, wenn Unternehmen
offensichtlich direkt abwerben.
Das ist auch ein wichtiger Grund, warum die Nachfrage nach Online-Recruiting
Dienstleistern in den vergangenen Jahren stark angestiegen ist. Wurde früher von Headhuntern nur
unter vorgehaltener Hand und immer mit ein wenig Stolz, dass man selber in
deren Visier geraten ist, gesprochen, so ist es heute für die meisten
Leistungsträger eine Selbstverständlichkeit, quasi wöchentlich mindestens
einmal mit einem Headhunter zu telefonieren und über einen neuen Job zu
sprechen.
Verlieren nach den Tageszeitungen nun auch die
Online-Stellenbörsen an Bedeutung? Das scheint zum derzeitigen Zeitpunkt in der
Tat eine Bedrohung zu sein.
Die sozialen Berufsnetzwerke sind heute wegen der sehr
geringen Streuung ideal geeignet, um relevante Bewerbergruppen anzusprechen.
Das senkt die Zahl der zu behandelnden Bewerbungseingänge mit den
offensichtlichen Zeit und Bearbeitungsvorteilen. Professionelle
Online-Recruiting Agenturen erledigen den Job effizient und sorgen für einen
stetigen Zustrom ausgewählter Kandidatenvorschläge.
Man darf gespannt sein, wann weitere Entwicklungen im
Internet auch diese Form der Kontaktschließung zwischen Unternehmen und
Kandidaten auftauchen und die heutige Form der Mitarbeitersuche weiter
beeinflussen. Eine stetige Beschäftigung mit der neuen Technologie ist für alle
Parteien im Berufsleben zwingend.